Vom Cut-Up zur Visual Music. Ästhetische Strategien der Analyse und Synthese von Wirklichkeit

8. Juni 2018, 10.15-11.00h, Kunstmuseum Stuttgart: Vortrag über “Vom Cut-Up zur Visual Music. Ästhetische Strategien der Analyse und Synthese von Wirklichkeit auf der Tagung „Split Screen. Kunst und Massenmedien“, Institut für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart und Kunstmuseum Stuttgart.

Abstract:

“Ende der Fünfzigerjahre erfindet der englische Künstler Brion Gysin in Paris die Technik des Cut-Up, die eine Übertragung der Collagetechnik aus der Malerei in die Literatur bedeutet. Zusammen mit dem Schriftsteller William S. Burroughs entwickeln die beiden verschiedene Techniken des Zerlegens und Wieder-Zusammensetzens vorgefundener Texte mit überraschenden Ergebnissen. Auch im Film entwickeln sich zur selben Zeit ähnliche Verfahren, in denen vorgefundenes Filmmaterial, sogenannte Found Footage, zerschnitten, zerlegt und neu kombiniert wird. In den achtziger Jahren wird dieses Verfahren mit der beginnenden Digitalisierung auch auf das Sound Sampling übertragen, nachdem es vorher bereits im analogen Bereich durch das Zerschneiden und Neu-Zusammenmontieren von Tonbandschnipseln erprobt worden war. Eine weitere Steigerung erlebt das Cut-Up nach der Jahrtausendwende in der Visual Music, wo es aufgrund gestiegener Prozessorleistung und der Entwicklung tragbarer Laptops möglich wurde, live durch Tastenkombinationen kleinste audiovisuelle Clips in Realzeit auszulösen und mit Hilfe von Bildmischern zu live performtem Sound oder Musik zu kombinieren.”

Auszug aus dem Tagungsexposé:

„Das Verhältnis von Kunst und Massenmedien wurde spätestens seit der postmodernen Wende der Geisteswissenschaften neu bestimmt. Dabei fanden die ideologischen Momente modernistischer Kunst und die emanzipatorischen Aspekte der Populärkultur verstärkte Aufmerksamkeit und der kunsthistorische Kanon wurde durch Positionen ergänzt, die sich der massenmedialen Bildtechnologien bedienen und deren Bildlichkeit motivisch aufgreifen. Trotz dieser Korrektur an den idealistischen Maßstäben modernistischer Kunsttheorie besteht die Trennung der beiden Kategorien nicht nur hinsichtlich der Institutionen und des jeweils erreichten Publikums weiter. Die Tagung „Split Screen. Kunst und Massenmedien“ will daher die Berührungspunkte, Überschneidungen und Trennlinien von „high and low“ erneut betrachten.“