Hans Dieter Huber
Kunsthistorische Institute im WWW

(erschienen in Kunstchronik, Jg. 50, Heft 2, Februar 1997, S. 91/92)

Die Kunsthistorischen Institute der Universitäten besitzen insofern eine Schlüsselstellung für Entwicklung, Auseinandersetzung und Umgang mit neuen Medien, da an ihnen die Wissenschaftler der kommenden Generationen ausgebildet werden. Von ihrem Ausbildungsstand, ihren Kenntnissen und ihrer Praxis im Umgang mit den neuen Medien wird u. a. in den kommenden Jahrzehnten abhängen, wie sich die deutschsprachige Kunstgeschichte im internationalen Vergleich präsentiert. Ein verstärktes Lehrangebot auf diesem Sektor wäre kein Luxus.
Von etwa 72 deutschsprachigen Instituten, in denen das Fach Kunstgeschichte mit einem Studienabschluß gelehrt wird, unterhalten 13 Institute eine Homepage im Internet. Wenn man sich diese auf ihren Informationsgehalt hin ansieht, bleiben Berlin, Heidelberg, Innsbruck und Stuttgart übrig. Sie enthalten außer den üblichen Angaben zu Öffnungszeiten, Personal und Vorlesungsverzeichnis umfangreichere Recherchehilfen zu den Ressourcen des Internets für Kunstwissenschaftler.

Die älteste Homepage, jene des KhI in Salzburg (M. Just, Dezember 1993), informiert über Lehrpersonal und Studienrichtungsvertreter. Als zweite folgt die umfangreiche Homepage des KhI Stuttgart (G. Löw, Anfang 1995: ca. 40 Seiten, von H. Steinmann und S. Jahrstorfer betreut). Außer den üblichen Informationen zum Institut findet man eine Liste neuer Publikationen, Informationen über Ausstellungen in Stuttgart sowie eine kommentierte Link-Sammlung zu Kunsthistorischen Instituten, Literaturrecherche im Internet, Museen und Kunst in Rom. Danach folgen das KhI Erlangen (12.5.1995) mit einer Seite (Adresse, Telefonnummer und Lehrpersonal) und die mittlerweile professionell gemachte Homepage des KhI Innsbruck (Claudia Wedekind, Juli 1995), ca. 40 Seiten mit ca. 1,5 MB Speicherplatz. Neben den üblichen Informationen zu Institut, Lehrpersonal und Studium enthält sie u. a. eine Liste aller seit 1985 geschriebener Lizenziatsarbeiten und Dissertationen, die mit Hilfe einer Suchmaschine schnell und bequem durchsucht werden können.
Am 6.11.1995 folgte die Homepage des KhI Aachen (Heinz Herbert Mann) mit etwa 30 Seiten. Sie enthält Reiff II, ein virtuelles Internet-Museum, in dem regelmäßige Ausstellungen durchgeführt werden. Die Homepage des KhI Heidelberg (Verfasser, 15.1.1996) umfaßt gegenwärtig ca. 60 Seiten. Ihr Schwergewicht liegt auf Informationen zur Gegenwartskunst. Die Seiten enthalten u. a. eine alphabetische Liste aller deutschsprachigen Institute, eine Auswahl kunsthistorisch relevanter Diskussionsgruppen und Diskussionslisten, einen Schwerpunkt zur feministischen Kunstgeschichte sowie eine aktuelle Ausstellungsvorschau bis Januar 1998.


Im April 1996 folgen die Webpages des KhI Kiel (B. Jähmlich), vier kurze Infoseiten, und die unübersichtlich strukturierte Homepage des KhI der Humboldt-Universität Berlin: viele Seiten sind leere Platzhalter, vorhandene Link-Sammlungen und Verweise schwer zu finden. Als bisher vorletzte ist im August 1996 das KhI der FU Berlin ans Netz gegangen. Als bisher jüngstes Mitglied im WWW ist das KhI Bochum zu nennen, dessen offizielle Homepage am 27.9.1996 ans Netz ging.
Damit liegen wichtige Informationsmöglichkeiten und Arbeitsinstrumente des Kunsthistorikers im Internet vor. Was dagegen noch weitgehend fehlt, ist eine sinnvolle inhaltliche Arbeit mit diesem Medium. Denn nur das Sammeln von Hyperlinks und Infos genügt nicht. Der kompetente inhaltliche Umgang der deutschsprachigen Kunstgeschichte mit dem Internet, wie elektronisches Publizieren, das Bereitstellen von Datenbanken und elektronischen Diskussionsforen, ist erst im Anfangsstadium.



 

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