Hans Dieter Huber
Kunsthistorische Institute englischsprachiger Länder im WWW

(erschienen in: Kunstchronik, Jg. 50, Heft 6, Juni 1997, S.293/94)

Während bei der Netzanbindung von Kunstmuseen im WWW nur eine geringe Zeitverzögerung zwischen USA und Europa festzustellen ist, läßt sich im Falle der Kunsthistorischen Institute eine erhebliche Zeitverschiebung konstatieren. Während im Juli 1995 in den englischsprachigen Ländern bereits zehn Institute eine eigene Homepage im WWW hatten, waren es in den deutschsprachigen Ländern erst vier.

Nach ersten Recherchen dürfte das früheste Kunsthistorische Institut, das eine Homepage im WWW einrichtete, der Server des Art History Dept. der Australian National University (M. Greenhalgh; 4.1.1994, http://rubens.anu.edu.au/) gewesen zu sein, gefolgt von der University of Virginia (L. Rahuba, Frühjahr 1994; http://minerva.acc.virginia.edu/~finearts/homepage/ah.html). 1995 folgte das Art History Dept. der UC Santa Cruz (A. Baldock; 15.1.95, http://arts.ucsc.edu/divarts/boards/arthist/arthhome), Cambridge (UK) (F. Penz Frühjahr 1995, http://www.arct.cam.ac.uk/) Houston, Rice University (K.E. Bender,7.3.95, http://www.ruf.rice.edu/~arts/), Montreal, Concordia University (CA) (L. Harmsen, April 1995, http://www-fofa.concordia.ca/arth/Default.html), London, Birkbeck College, (K. Martinez, Juni 1995, http://www.hart.bbk.ac.uk/), UC Santa Barbara (K. Nash, 13.7.95, http://ucsbuxa.ucsb.edu/art-history/), Boston College (J. Howe, Okt. 95, http://www.bc.edu/bc_org/avp/cas/fnart/), Ann Arbor, University of Michigan (P.Young, Okt. 95, http://www.umich.edu/~hartspc/histart/) sowie das Department of Art History &Archeology der Columbia University, New York (28.11.95, http://www.columbia.edu/cu/arthistory/)

Die Zugriffszahlen liegen bei den meisten Instituten etwa bei 500 hits/Monat auf die Startseite. Lediglich das Boston College, das eine wichtige Sammlung von Resourcen bereithält, kommt auf 1.500/Monat, dicht gefolgt vom Okanagan University College (CA) mit 976 Zugriffen. Vergleicht man die einzelnen Länder miteinander, so sind die Homepages in USA und Kanada am professionellsten gemacht, während die Seiten englischer, australischer oder neuseeländischer Institute oft provinziell und dilettantisch wirken.

Besonders interessant ist die Tatsache, daß viele Departments das WWW zu einer professionellen Selbstdarstellung ihres Institutes und ihrer Aktivitäten nutzen. Dies ist verständlich, da sie auf dem freien Markt um die besten Studenten konkurrieren. Besonders gelungen sind die Seiten der Art History Departments der University of Notre Dame at Indiana (http://www.nd.edu/~art/departments/art_history.html), des Boston College und der Rice University, Houston.

Viele Webpages geben einen Einblick in die straff und beeindruckend organisierten Lehrveranstaltungen. (sog. Online-Courses). Oftmals sind sämtliche Materialien und Unterlagen einschließlich umfangreicher Dia-Sammlungen auf dem Netz zu finden. (z.B. New York, Columbia University; Masterpieces of Western Art: http://www.columbia.edu/cu/arthistory/courses/huma-c1121/; UC Santa Cruz, Modern Architecture: http://wwwcatsic.ucsc.edu/~arth181b). Einige Institute bieten auch ausführliche Informationen zur gezielten Karriereplanung an. (z.B. Univ. of Notre Dame, http://www.nd.edu:80/~crosenbe/jobs.html)

Eigene Newsletters der Departments sind ebenfalls häufig anzutreffen, in denen über die Aktivitäten des Institutes und seiner Mitglieder berichtet wird bzw. auch Aufsätze veröffentlicht werden. Relativ gelungen und informativ gestaltet ist der Newsletter der Columbia University (http://www.columbia.edu/cu/arthistory/News_V11/)

Den üblichen Linksammlungen, die bei deutschsprachigen Instituten oftmals breiten Raum einnehmen, wird in den angloamerikanischen Homepages relativ wenig Gewicht gegeben. Ausnahmen bilden die riesige Linksammlung von Jeffrey Howe in Boston (http://www.bc.edu/bc_org/avp/cas/fnart/Artweb.html) und Leif Harmsens knappes, aber wichtiges Art History Research Center (AHRC) an der Concordia University (http://www-fofa.concordia.ca/arth/AHRC/intro.htm).

Besonders interessante Seiten finden sich bei den Online-Kursen. Jeffrey Howes Digital Archive of American Architecture enthält eine Bildersammlung von über 600 Dias (http://www.bc.edu/bc_org/avp/cas/fnart/fa267/). Der Server der Australian National University von Michael Greenhalgh, der 27.000 Abbildungen enthält (die allerdings mittlerweile kostenpflichtig sind), die durchsuchbare Architekturdatenbank SPIRO in Berkeley (http://www.mip.berkeley.edu/query_forms/browse_spiro_form.html) und das Piero Project in Princeton (http://mondrian.princeton.edu/art430/art430.html), das eine virtuelle Simulation der Fresken von Arezzo auf dem WWW bereithält (läuft allerdings z. Z. nur auf Windows Plattform) sind zur Zeit die Spitzenprojekte im englischsprachigen Raum.



 

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