Hans Dieter Huber

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Eine Strukturanalyse von http://www.jodi.org

First installation: 2.11.98 Last update. 11.07.2001

1. Biographisches

JODI ist das Pseudonym für Joan Heemskerk uned Dirk Paesmans, zwei Holländer, die in Barcelona leben. Joan ist 1968 in Kaatsheuve, Niederlande geboren, Dirk Paesmans 1965 in Brüssel. Bevor sie sich speziell mit dem Internet auseinandersetzten, haben sie Videoarbeiten zusammen gemacht. Im Jahr 1999 haben sie für ihre CD-ROM OSS den Internationalen Videokunstpreis in Baden-Baden verliehen bekommen.

JODI gehören zu den sog. Pionieren der Netzkunst. Sie haben sehr früh begonnen, sich mit dem Netz und seinen künstlerichen möglichkeiten zu beschäftigen. nach eigenen aussagen im sommer 1995. Sie waren damals gerade an der Universität von San Jose im Art and Computer Lab der Klasse von Joel Slyton.

 

Die Domain WWW.JODI.ORG ist seit dem 8. August 1995 bei INTERNIC registriert. Zum Vergleich: Der erste Browser war Mosaic 1.0.3 und kam am 27.1.1994 auf den Markt. Zum erstenmal war es möglich, statt Text auch Bilder, Sounds und kleine Movies zu benutzen. Das WWW war entstanden. Künstler der ersten Stunde waren Leute wie der kanadische Filmemacher David Blair (seit Januar 1994), Joachim Blank von der Internationalen Stadt Berlin (Sommer 1994- 21.5.1998), Heath Bunting (Domain-Name seit 4.9.95) und Antonio Muntadas (seit Mai 1994).

 

2. Strukturanalyse

2.1. Was ist Struktur?

Eine Definition von Francisco Varela:

Die Begriffe der Organisation und der Struktur eines Systems sind komplementäre Konzepte. Besonders bei der Analyse dynamischer oder sozialer Systeme ist ihre Unterscheidung nötig. Die Organisation eines Systems beschreibt die notwendigen Beziehungen, die das System als Mitglied seiner Klasse definieren und ihm seine Identität verleihen. Der chilenische Neurobiologe Francisco Varela hat bereits 1984 auf diese Notwendigkeit hingewiesen:

In der Tat hat jedes System, wenn es erst einmal durch ein bestimmtes Kriterium unterschieden worden ist, zwei komplementäre Aspekte: seine Organisation, die durch die notwendigen Relationen bestimmt ist, die das System definieren; und seine Struktur, die durch die tatsächlichen Relationen zwischen den Komponenten des Systems gebildet wird und das System als solches vervollständigen. Daher bleibt - ex definitio - die Organisation des Systems, wenn es seine Identität ohne Zerfall aufrecht erhält, völlig unverändert; Strukturen jedoch können sich laufend verändern, vorausgesetzt, sie genügen den durch die Organisation gesetzten Rahmenbedingungen. (Varela 1984, S. 25)

Die Organisation eines Systems kann daher als seine längerfristige und überdauernde Ordnung verstanden werden, aus der seine Autonomie und seine Identität resultieren, während die Struktur eines Systems seinen tatsächlichen Zustand für einen bestimmten Beobachter zu einem bestimmten Zeitpunkt oder während eines bestimmten Zeitabschnittes beschreibt. Die Struktur als die tatsächliche Realisierung oder Verkörperung der Organisation kann sich stets verändern. Teile können ausgetauscht werden, ohne daß die Organisation des Systems davon betroffen ist. Einige Jahre später haben Maturana und Varela die Organisation eines Systems noch einmal mit einem Beispiel zu definieren versucht:

Unter Organisation sind die Relationen zu verstehen, die zwischen den Bestandteilen von etwas gegeben sein müssen, damit es als Mitglied einer bestimmten Klasse erkannt wird. Unter der Struktur von etwas werden die Bestandteile und die Relationen verstanden, die in konkreter Weise eine bestimmte Einheit konstituieren und ihre Organisation verwirklichen.

So besteht die Organisation zur Steuerung des Wasserspiegels in einem Spülkasten des Wasserklosets aus den Relationen zwischen einem Gerät, das fähig ist, den Wasserpegel einzuschätzen, und einem Gerät, das fähig ist, den Wasserzufluß zu unterbinden. Im häuslichen WC wird diese Geräteklasse heute mit einem System aus verschiedenen Materialien wie Kunststoff und Metall verwirklicht, das aus einem Schwimmer und einem Durchflußventil besteht. Diese besondere Struktur könnte aber dadurch verändert werden, daß der Kunststoff durch Holz ersetzt wird, ohne daß damit die Organisation, die das Ding zu einem Spülkasten macht, betroffen wäre. (Maturana/Varela 1987, S. 54)

 

2.2. Struktur vs. Organisation

Was ist nun die Struktur von www.jodi.org und was ist seine Organisation?

Man kann nicht von der Struktur sprechen, sondern nur von verschiedenen. Struktur ist eine Sache der Beobachtung, ihrer Perspektive und aller darin eingeschlossenen Fragen und Probleme wie Selektivität, Fragmentarität, Löschung, Ergänzung, usw. durch den Beobachter (Goodman, Ways of Worldmaking). Bei Websites kann man drei mindestens verschiedene Arten von Strukturen voneinander unterscheiden: viewing structures, link structures und file structures. Sie führen alle zu völlig verschiedenen und unterschiedlichen Beobachtungen und Wahrnehmungen des Rezipienten.

Die Organisation von www.jodi.org muss man jedoch streng von seinen möglichen, aktualen oder potentiellen Strukturen unterschieden. Denn die Organisation der Arbeit als eine längerfristige, überdauernde Form ist an eine bestimmte Materialität gebunden, an einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit. Sie ist auf einem Server gehostet von valueweb.net in Deerfield, Floraida und in einer definitiven file structure (wahrscheinlich UNIX) organisiert.

 

3. Strukturen in www.jodi.org

3.1 Viewing Structure

Es handelt sich um diejenige Struktur eines Werkes, die entsteht, wenn sich der User mit seiner Maus durch die Website clickt. sie ist subjektiv, selektiv, und kontingent, d.h. immer auch anders möglich und wahrscheinlich immer auch anders.

Beispiel: %20Location ->%20Options ->%20Quit-> usw.

Die viewing structure ist eine sukzessive Abfolge einzelner Pages. Es immer nur der Blick auf eine einzige Seite zu einem bestimmten Moment möglich. Niemals (außer bei frames) sind zwei Seiten gleichzeitig auf dem Monitor zu sehen. Damit erstellt sich also durch die aktive Tätigkeit des Users eine Zeitstruktur aus clicks und dadurch geladenen Seiten.

Diese sukzessive Abfolge wird beispielsweise im History File des Browsers festgehalten:

 
 

Die Zeitstruktur der viewing structure besteht aus Abfolgen von Ladevorgängen, die bedingt durch die Interaktionen zwichen rechter Hand, Blick und loading time der Webpage ein ganz spezifisches und konkretes Seherlebnis strukturieren.

Beispiel: www.jodi.org (Viewer 1)

 

3.2. Link Structure

Bei der link structure kann man bei Jodi wiederum mindestens drei verschiedene Strukturen voneinander unterscheiden. Interne Verweise und Beziehungen von files auf files innerhalb des www.jodi.org-Systems, Verweise auf außerhalb der JODI-site gelegene Websites und Verweise auf Seiten, die einen falschen URL tragen.

3.2.1 Internal Links

Das www.jodi.org-System ist nahezu komplett in sich abgeschlossen. Fast alle Dokumente führen entweder gar nicht mehr zurück oder auf andere Seiten desselben Systems. Diese Struktur interner Links ist nur unter grossen Schwierigkeiten und enormem Rechercheaufwand aus den einzelnen Dokumenten re-konstruierbar. Sie überlappt sich in Teilen mit der file structure, geht aber insofern darüber hinaus, daß manche Files interne, externe oder schlechte Links enthalten.

3.2.2 External Links

Nur ein einziges File enthält externe Links, nämlich http://www.jodi.org/map/. Hier sind in Form einer Imagemap Referenzen aller Freunde und geistesverwandten Sites von JODI zusamengestellt.

 
 

 

3.2.3 Bad Links

Wenn man bei JODI einen falschen URL eingibt -und das kann sehr oft passieren, da die beiden ständig ihre Seiten umarbeiten-, landet man ganz kurz auf der Seite www.jodi.org/404.html. Page Source:

<HTML>
<HEAD><META HTTP-EQUIV="Refresh" CONTENT="1; URL=http://404.jodi.org/index.html">
<TITLE> %20Wrong </TITLE>
</HEAD>
<BODY BGCOLOR="#000000" TEXT="#FFFFFF" VLINK="#000000" LINK="#000000" ALINK="#000000">
</BODY></HTML>

Von dieser Seite wird man mittels des Refresh-Tags auf eine neue Subdomain weitergeleitet, nämlich auf 404.jodi.org. Dort kann man dann ein neues Spielchen mit Jodi beginnen.

404.jodi.org

%20 Unread
%20 Reply
%20 Unsent

Es gibt weitere solcher 404 Error Pages von jodi, z.B. auf 502.org von Holger Friese

 

3.3. File Structure

Sie betrifft den physikalischen, d.h. vollständigen und tatsächlichen Zustand des Werkes zu einem gegebenen Zeitpunkt. Es ist wichtig zu betonen, daß es sich dennoch um eine Struktur in obigem Sinne handelt und nicht um eine Organisation, da das Aussehen und die Art und Weise von der verwendeten Hard- und Software abhängt sowie vom konkreten Zustand der Site im Moment ihres Aufrufs bzw. Überprüfung. Auf der Ebene der File Structure wird der permantente Desinformationszustand in einen Zustand der Übersicht und Klarheit überführt.

 

 

 

 

 

4. Die Organisation von www.jodi.org

 

5. Fragen der Referenz

5.1. Selbstreferenz

5.2.Fremdreferenz

 

6. Fragen der Ästhetik

6.1. Konkrete Kunst

6.2. Japanische Websites



 

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